IGEB Fernverkehr
Intercity in der 2. Klasse zu komfortabel?
Auf der Innotrans im September 2002 in Berlin wurde ein klimatisierter
Reisezugwagen 2. Klasse der Gattung „Bvmsz 186.0“ der DB AG vorgestellt.
Es handelt sich um die Umbauversion des Typs „Bvmz 185.0“, bei dem
leider spürbare Komforteinschränkungen umgesetzt wurden.
Am 15. April 1988 fand der „Roll-out“ des ersten neuentwickelten,
klimatisierten Abteilwagens 2. Klasse der Gattung Bvmz 185 für den
Intercity-/Eurocity-Verkehr statt, der deutlich mehr Komfort im
Vergleich zu den bislang eingesetzten Wagen der zweiten Klasse aufwies
und einen erheblichen Qualitätssprung im Reiseverkehr ermöglichte. Es
wurden bis 1990 insgesamt 180 Fahrzeuge beschafft, überwiegend – für den
Einsatz auf den tunnelreichen Neubaustrecken Hannover – Würzburg und
Mannheim – Stuttgart – in druckertüchtigter Ausführung.
Umso enttäuschender ist dafür die nunmehr entwickelte
Innenraumgestaltung für die Umbauversion, die einmal mehr zu Lasten
vieler Fahrgäste geht. Sowohl die Einzelsitze als auch die sechs
abteilähnlichen, mittels Glaswänden vom Gang abgetrennten Sitzgruppen im
Mittelbereich wurden entfernt und dafür eine klassische, dementsprechend
enge Großraumbestuhlung (Sitzplatzanordnung 2 + 2 mit Mittelgang)
eingebaut. Die Anzahl der Sitze wurde dadurch in diesem Wagenbereich von
34 auf 40 gesteigert. Weitere Umbaumaßnahmen betreffen in den
Bvmsz-Wagen im Wesentlichen die Einrichtung eines Kleinkinder- und eines
Serviceabteils. Im Werk Neumünster werden insgesamt 123 Bvmsz-Wagen in
dieser Form hergerichtet, hinzu kommen 36 Bvmz-Wagen ohne die benannten
Sonderabteile. Das Umbauprojekt wird voraussichtlich bis zum 15.
Dezember 2003 abgeschlossen sein.
Ein wichtiger Systemvorteil der Bahn, nämlich dem Reisenden erheblich
mehr Komfort als im Flugzeug oder Bus zu bieten, wird damit auch im
vorliegenden Fall wieder ein Stück demontiert. Die Deutsche Bahn AG
begründete – auf eine entsprechende Anfrage des Fahrgastverbandes hin –
den Umbau mit „modernem und zeitgemäßem Design“. War die bisherige Form
der Innenraumgestaltung etwa veraltet und unzeitgemäß? Sind wenig
Beinfreiheit modern und zeitgemäß? Wohl kaum; vielmehr zeigt sich auch
hier, welchen Stellenwert speziell der Nutzer der 2. Klasse bei der
Deutschen Bahn AG hat.
Der aus wirtschaftlichen Erwägungen seit längerem eingeschlagene Weg von
Qualitätseinschränkungen im Eisenbahnfernverkehr wird auch im
vorliegenden Fall leider konsequent fortgesetzt. Als weitere Beispiele
aus der jüngsten Zeit seien hier die Verringerung des Sitzabstandes in
der zweiten Klasse im ICE 3 und der Ersatz der Bordrestaurants durch
Interregio-Bistrowagen in InterCity-Zügen genannt. Es ist zweifelhaft,
ob das Ziel eines zuverlässigen, an den Kundenbedürfnissen orientierten
Verkehrsangebotes bzw. die angestrebte Verbesserung der Angebotsqualität
auf diese Weise erreichbar ist und letztlich auch ein dauerhafter
wirtschaftlicher Erfolg gelingt.